Günther Paffrath
 Bücher aus dem Bergischen Land 

 
  
  
 
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Pferde-Beschwerde
144 Seiten, ISBN 3-980 2982-6-4, 10,-€;
 
Kommentar:
"In Teil I sind es heitere Gedichte über "Tiere, Menschen und Sprache", der grotesk-phantastischen Nonsens-Literatur Christian Morgensterns nicht unähnlich.
In Teil II bietet der Verfasser besinnliche Gedichte an: "Was wird bleiben?"

Beim Leser, der in Zeit und Stille immer mal wieder ein paar Seiten umblättert, sicher vieles, dem er sich aus eigenem Lebensweg verbunden fühlt: "Das Vertrauen darauf, gehalten zu werden, schenkt Gelassenheit."
Nicht umsonst schätzt der Heimatkalender die Mitarbeit des so vielseitigen Autors." (Auszug aus einer Buchbesprechung im Rheinisch Bergischen Kalender, Frau U. Schmidt-Goertz)
 
Leseprobe:

Pferde- Beschwerde

Beim Schöpfer sich ein Pferd beschwert,
weil es, trotz seines Namens „Pferd“,
nur ziehen muss und niemals fährt.
Der Mensch auf seinem Kutschgefährt
hingegen pferdgezogen fährt.

„Herr“, sprach es, „das ist wahrlich schlecht,
zum Pferd bist du, Gott, ungerecht!“

Der Herr schlug sanft die Augen nieder
und sprach zu sich: „Da sieht man`s wieder,
Kritik beherrscht ein jedes Vieh
stets besser als Orthografie.“



Schweineliebe

Es liebt ein Schwein ein Knäbelein,
und solches kann und darf nicht sein.
Drum sprach der Knabe zu der Sau:
„Du kannst nicht werden meine Frau,
zwar stört mich weder Grunzen, Stinken,
doch lieb ich – höchstens (!) deine Schinken.“

Das Schwein sucht seinen Liebesschmerz
zu trösten draufhin anderwärts.
Es ehelichte einen Hund
und just aus diesem Lebensbund
stammt – wie bekannt – der Schweinehund.

Drum, wenn die Liebe dich erfasst,
schau, dass der Partner zu dir passt;
denn beim Beginn des Lebensbundes
gedenkt man nicht des Schweinehundes!



Erfinder

Es reichte – kurz nach Adams Zeit –
der ersten Menschen erstes Kleid,
aus Fellen, Wolle, Nesseln
vom Hals bis zu den Fesseln.
Sie ließen mittels Seil und Spangen
die Tücher auf dem Körper hangen.
Die lösten sich jedoch beim Gehen
und ließen dabei jenes sehen,


das Adam mit dem Feigenblatt
vor Evas Blick verstecket hat.
Viel Zeit kam her, viel Zweit verrann
Bis Peter Knopf den Knopf ersann,
und schließlich schuf ein Wilhelm Loch
- das Loch, denn jenes fehlte noch.
Und dies System ward – wie bekannt –
nach Knopf und Loch „Knopfloch“ genannt.

Nun war Fritz Reiß einst voll Verdruss,
weil man die Hose knöpfen muss.
Er sagte sich, es müsse doch
- auch ohne Knopf und ohne Loch –
sich schließen das, was lose
an Kleid, an Rock, an Jacke, Hose.
Herr Reiß, mit ihm sein Sozius,
- dies war der Herr Max von Verschluss - ,
die haben lange konzipiert,
getüftelt und dann konstruiert
ein Schließsystem, das wie im Flug,
was offen war, nun schloss durch Zug.
Nach dem Fritz Reiß und Max Verschluss
nannt´ dies System man „Reiß-Verschluss“.

Nun, das System von Knopf und Loch
Bewähret sich auch heute noch,
der Reiß-Verschluss an Hose, Hemd
hingegen hin und wieder klemmt.
Erwähnen möcht` ich noch zum Schluss:
Franz Klett erfand den Klett-Verschluss.


Der Hals

Hals, der wicht´ge Körperteil
zwischen Kopf und Bauch –
stark flexibel , doch zuweil´
ärgert er mich auch.

Dies, wenn ich in lauter Weise
dann gerade husten muss,
wenn man feierlich und leise
lauschet hohem Kunstgenuss.

Neulich war es, im Theater,
als es anhub, dieses Jucken,
Kribbelei ward rabiater,
ließ sich nicht hinunterschlucken.

Ich versucht´s zu unterdrücken,
und mein Kopf schwoll puterrot,
doch es wollte mir nichts glücken,
Brennen, Kitzeln, Atemnot.

Lauthals hustet´ ich dies Kitzeln
in die Stille grob hinein,
rechts den Nachbarn hört ich witzeln,
links, der brummt: „Proletenschw....!“

Aus den Taschen meiner Hose
angelte ich ganz im Stillen
aus der Hustenbonbondose
Eukalyptus-Halspastillen.

Mochten alle böse gucken...
trotzdem ist mir jedenfalls
lieber Hustenreiz mit Jucken
als ein Leben ohne Hals.



Buchstäblicher Zwist

Mir träumte einstens, dass sich stritten,
Vokale, mit den sprachverwandten
- von ihnen duldend nur gelitten - ,
den tonloseren Konsonanten.
Vokale:
W i r gaben erst der Sprache Leben,
durch uns lernte der Mensch lautieren,
nur uns gebührt das Tonangeben,
uns steht es zu, das Dominieren.
W i r sind der Kern von Wort und Satz,
sind - sprachlich - Lotsen wie auch Riffe,
steht wer von uns an andrem Platz,
so ändern sich die Wortbegriffe.
Da wird aus ,,Most" gar schnell ein Mist",
aus ,,Uhren" - ,,Ohren", aus ,,Last' wird ,,List",
aus ,,Tusch" wird ,,Tisch",
aus ,,Himmel" - ,,Hammel",
aus ,,Frosch" wird ,,Fisch",
aus ,,bimmel" - ,,bammel",
aus ,,Rand" wird ,,Rind",
aus ,,Boss" wird ,,Biss",
aus ,,Wand" wird ,,Wind",
aus ,,Schuss" wird ,,Schiss".
Kurzum, ihr schlichten Sprachverwandten,
ihr mitlaufenden Konsonanten,
ob vorne- oder hinterdrein -
ihr könnt halt nur Begleiter sein.

Die Mitlaute, die hauchten leise:
Ihr seid die Schreier, wir sind weise.
Entscheidend ist, an welchem Ort
der Konsonant steht in dem Wort.
Schreibst du ein ,,R" statt ,,S" bei Segen,
wird aus demselben das Wort ,,Regen".
Ersetzt man ,,B" durch ,,F" bei Brust,
erhältst statt ,,Brust" du nun den ,,Frust".
Schreibst du ein ,,F" statt ,,k" bei ,,kurz",
entsteht ein völlig andres Wort,
und lässt du ,,B" bei ,,Barsch" mal aus,
wird inhaltlich was andres draus.
Vokale, eure Eitelkeit
bringt ohne uns, euch auch nicht weit.
Nichts ist ein Herr, fehlt ihm der Tross,
durch Kleines wird erst Großes groß.

Es waren nach dem kleinen Streit,
die Laute alles Streiten leid,
trotz kleiner inhaltlicher Schrammen
steh´n unverändert sie zusammen
zittern - in Übereinstimmung –
vor der Reform der Rechtschreibung.



Neuer Morgen

Aus dumpfem Traum schwer aufgewacht,
lacht dir ein neuer Morgen.
Du fühlst dich, wo die Sonne lacht,
im neuen Licht geborgen.

Das Dorf so traut, das Land so grün,
so blau der Himmel droben!
Es wird der Druck von Angst und Müh`n
ganz sanft hinweg gehoben.